Buch: Beten in neuen Zungen (Tony Kerkel)

Beten in neuen Zungen (Tony Kerkel)ISBN: 978-3-87482-029-5
Leuchter Edition, 151 S., Erstauflage 2007

Aus dem Vorwort
Ich erinnere mich gut, dass mir bereits als Zehnjähriger immer wieder Fragen nach Herkunft, Sinn und Ziel meines Lebens durch den Kopf gingen. Antworten darauf fand ich allerdings keine. In meinem Umfeld zu Hause oder auch in der Schule schien dieses Thema keine besondere Rolle zu spielen.

Niemand sprach darüber oder stellte auch nur irgendwelche Fragen. Und sollte sich ein kleiner Junge nicht ebenfalls mit anderen Dingen beschäftigen? Doch wie ein roter Faden zogen sich diese Gedanken auch durch meine Teenagerjahre, nicht immer drängend und manchmal auch überlagert von anderen Dingen, die mich bewegten. Aber tief in mir wusste ich, dass ich ohne Antwort auf diese Fragen nicht wirklich leben konnte.

Später ging ich andere, und oft auch gefährliche Wege. Über Jahre hinweg versuchte ich mittels so genannter bewusstseinserweiternder Drogen der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Doch statt Offenbarung und Klarheit zu bekommen wurde ich immer verwirrter. Es folgten starker Realitätsverlust, Depressionen und Zwangsvorstellungen, begleitet von körperlichen Zusammenbrüchen. Mit fünfundzwanzig fühlte ich mich wie ein Gestrandeter, der nie angekommen war. Nun war ich nicht nur verwirrt – ich hatte mich völlig verirrt und sah mich am Ende meiner Möglichkeiten.

Ein Freund, der kurz zuvor Christ geworden war und der um meinen Zustand wusste, sagte mir geradeheraus, dass mir nur noch einer helfen könne – Jesus. Und für ihn war klar: Wenn ich auf der Suche nach Wahrheit bin, dann suchte ich Jesus, denn ER IST die Wahrheit.

Mein Freund schlug die Bibel auf, zeigte auf eine Stelle und forderte mich auf zu lesen. „Denn ich kenne ja die Gedanken, die ich über euch denke, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht zum Unheil, um euch Zukunft und Hoffnung zu gewähren. Ruft ihr mich an, geht ihr hin und betet zu mir, dann werde ich auf euch hören. Und sucht ihr mich, so werdet ihr mich finden, ja, wenn ihr mit eurem ganzen Herzen nach mir fragt, so werde ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR“ (Jer. 29,11-13).

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Noch während ich las, spürte ich, dass etwas mit mir geschah. Da drang etwas in mein Herz, was tiefer ging als alles, was mich bisher bewegt hatte. Und doch konnte ich es nicht greifen. Mein Herz war tief berührt, aber mein Verstand begriff nicht, was hier passierte.

Die folgenden Tage konnte ich kaum einen klaren Gedanken fassen und war sehr aufgewühlt. Ich wollte glauben, konnte es aber nicht. Nach drei Tagen hielt ich es schließlich nicht mehr aus und begann ernsthaft zu Gott, den ich gar nicht kannte, zu schreien und ihn zu bitten, mir die Wahrheit zu zeigen. Da trat Jesus in den Raum. Augenblicklich wusste ich, dass alles wahr ist: Jesus ist der Sohn Gottes, der am Kreuz für mich gestorben war. Ich konnte es kaum fassen: Was ich bis dahin für ein Märchen gehalten hatte, war die Wahrheit – und in Jesus war sie mir jetzt begegnet.

Zu beschreiben, was dann geschah, würde den Rahmen dieses Buches sprengen, doch diese erste Begegnung mit Jesus veränderte schlagartig alles. Mein ganzes Herz, mein Denken und Fühlen, ja sogar alles um mich herum war plötzlich erfüllt mit Licht. Alle Finsternis, mitsamt den Ängsten und Bindungen, die mich jahrelang beherrscht und geknechtet hatten, waren verschwunden. Die Erkenntnis der Wahrheit setzte mich augenblicklich frei. Ich war befreit von meiner Vergangenheit – und ich war frei für eine Zukunft mit Jesus. Dies öffnete mir eine völlig neue und nie gekannte Perspektive.

Am darauf folgenden Sonntag besuchte ich einen Gottesdienst im Charismatischen Zentrum München. Und wieder war mein Herz tief berührt. Hier traf ich Menschen, die Jesus ebenfalls kennen gelernt und erlebt hatten, und obwohl ich kaum jemand kannte, fühlte ich mich sofort mit ihnen verbunden. Ich wusste, dass das der Ort war, wo ich sein wollte.

Als der Gottesdienst begann und die Leute anfingen zu singen und Gott anzubeten, musste ich weinen. Nie zuvor hatte ich Menschen gesehen, die Gott liebten und die dies auch zum Ausdruck brachten. Viele standen mit erhobenen Händen und sangen Lieder, die ich nicht kannte. Doch ich spürte deutlich, hier war mehr als nur Liedersingen. Die Leute sangen nicht nur, sie sangen zu Gott. Hier fand Kommunikation statt, Begegnung. Diese Menschen streckten sich im Glauben zu Gott hin aus und Gott antwortete mit seiner Gegenwart. Der Raum war erfüllt von der Herrlichkeit Gottes.

Plötzlich brach ein Lied oder ein Gesang auf, wie ich ihn noch nie zuvor gehört hatte. Ich verstand die Worte nicht, die gesungen wurden, aber ganz offensichtlich sangen die Leute in verschiedenen Sprachen. Ohne aufeinander zu achten, blieben alle scheinbar auf Gott ausgerichtet und sangen trotz der unterschiedlichen Sprachen in einer Harmonie und Einheit, die mich erstaunte. Obwohl dies alles neu für mich war und ich nicht wusste, was hier eigentlich geschah, empfand ich es als sehr schön. Ich war tief bewegt und erfüllt von Dankbarkeit. Hier waren Menschen, die ihre Sehnsucht nach Gott und ihre Liebe zu ihm ausdrückten, und die aufgehört hatten, sich dessen voreinander zu schämen.

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In den folgenden Wochen begriff ich mehr und mehr, wie begrenzt mein Denken bisher tatsächlich war. Ich erkannte, dass meine Erfahrungen und mein Verstand nicht der letzte Maßstab sind und Gott häufig meine Vernunftschlüsse einfach übergeht und sich nicht davon einschränken lässt. Gleichzeitig durfte ich lernen, dass Gottes Wort die einzig verlässliche Quelle ist, wenn es darum geht, zu erkennen, was Gott sagt und wie er es meint.

Dies gilt auch für das Thema, das wir im Folgenden behandeln wollen. Gerade Themen wie das Zungenreden, das in gewisser Weise ja tatsächlich auch den Verstand beleidigt, bleiben dabei nicht ohne Widerspruch. Als ich meine Recherchen zu diesem Buch begann, war mir allerdings nicht klar, wie umkämpft das Thema Sprachengebet und Zungenrede tatsächlich auch heute noch ist.

Manche lehnen das Sprachengebet als nicht biblisch oder gar als „von unten“ ab, andere wiederum versuchen zu beweisen, dass es als die (angeblich) geringste Gabe heute sowieso nicht mehr relevant ist. Wieder andere brandmarken Christen und Gemeinden, die es praktizieren, als emotional und nicht Wort gegründet.

Doch alle diese Vorwürfe halten einer unvoreingenommenen biblischen Exegese nicht stand. Allerdings machen über Jahrzehnte hin gepflegte und weitergegebene Vorurteile mit stereotyp übernommenen Argumenten manchmal blind für die Wahrheit.

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Der Vorwurf, dass Christen oder Gemeinden, die in ihrem Gebetsleben oder in den Gottesdiensten das persönliche und gemeinschaftliche Zungengebet praktizieren, einer unbiblischen Praxis folgen, wird, wie wir sehen werden, durch die Schrift selbst widerlegt.

Sind die Gaben, die Gott gibt, nicht immer Geschenke an die, die er liebt? Wenn Gott uns so beschenkt, ist dies dann nicht immer auch zu unserer Freude und zum Nutzen – und dadurch wiederum auch zu seiner Ehre? Ich hätte größte Mühe zu glauben, dass die Gaben, die Gott uns schenkt und von ihm zu einem äußerst sinnvollen Gebrauch gegeben werden, gleichzeitig von ihm verboten oder als nicht wichtig oder als Gaben von geringem Wert eingestuft werden.

Wer würde behaupten, dass Gaben, die Gott uns vor allem auch zum Gebrauch im Gebet und zur Anbetung gibt, von geringem Wert sind? Dann würde dies allerdings auch für die anderen Gaben gelten. Aber niemand bestreitet, dass zum Beispiel die Gabe der Heilung eine wertvolle Gabe ist. Doch in Bezug auf die Anbetung Gottes kommt ihr Wert nicht zum tragen beziehungsweise ist ihr Einsatz sinnlos. Warum? Weil sie nicht dafür gedacht ist. Doch niemand käme auf die Idee, deshalb von einer geringen oder gar überflüssigen Gabe zu sprechen. Es kommt doch immer darauf an, wofür und wozu Gott die Dinge gibt – und darin liegt ihr großer Wert. Erst die rechte Anwendung und der richtige Gebrauch macht eine Sache sinnvoll und nützlich.

Ein Stück Seife beispielsweise ist von großem Nutzen, wenn man schmutzige Hände hat. Aber wenn man hungrig ist und es nichts als ein Stück Seife gibt, dann wird man diese verwerfen, weil man Seife bekanntlich nicht essen kann.

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Doch alle Gaben Gottes sind gute Gaben und vollkommene Geschenke (Jak. 1,17), aber sie sind immer bestimmt zum Gebrauch, und zwar für einen bestimmten Zweck. Es sind keine kleinen Geschenke, die Gott uns gibt und die wir uns zur Ansicht ins Regal stellen und gelegentlich darüber reden, sondern alles ist zum Gebrauch bestimmt.

Die Ablehnung der Gaben Gottes käme einer Geringschätzung oder zumindest einer Fehleinschätzung dessen gleich, was Gott für uns hat und was er damit tun und bewirken möchte. Alles, was Gott gibt, ist gut und sinnvoll, doch ich muss verstehen, wofür es gedacht ist und wozu und wie ich es anwende, damit es seinen Nutzen und seinen Segen entfalten kann.

Wenn nun der Apostel Paulus ganze Kapitel auf dieses Thema verwendet und sich die Mühe macht, besonders das Sprachengebet zu behandeln, dann ganz gewiss nicht deshalb, um am Ende schließlich doch zu erklären, dass Gott die Gabe zwar schenkt, deren Gebrauch aber gleichzeitig mehr oder weniger verbietet beziehungsweise erklärt, dass wir sie gar nicht brauchen, weil sie ja eh von so geringem Wert sei.

Dies wäre in der Tat töricht und käme einem glatten Widerspruch gleich. Doch wie wir noch sehen werden, liegt der Widerspruch nicht in der apostolischen Lehre des Paulus, sondern in den falschen Schlussfolgerungen und Interpretationen mancher Ausleger.

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Paulus wendet sich gegen den Missbrauch der Gabe und erläutert den rechten Gebrauch, aber keinesfalls plädiert er für deren Abschaffung. Im Gegenteil, in seinem Brief an die Korinther (1. Kor. 14, 5.18.39) sieht er sich sogar genötigt, darauf hinzuweisen und sagt: „Ich möchte aber, dass ihr alle in Sprachen redet… Ich rede mehr in Sprachen als ihr alle… hindert doch das Reden in Sprachen nicht“.

Die Aussagen der Heiligen Schrift, insbesondere die Ausführungen des Apostels Paulus zeigen uns, dass das Neue Testament den Gebrauch der Zungen, besonders auch im Rahmen des gemeinsamen Gottesdienstes und der gemeinsamen Anbetung nicht nur ausdrücklich erlaubt, sondern auch bewusst fördern will.

Ziel dieser Publikation ist es, anhand des Wortes Gottes zu zeigen, dass der Widerstand gegen die Zungensprache, und im Besonderen auch gegen deren Praxis im gemeinsamen öffentlichen Gottesdienst, gerade nicht aus der Schrift begründbar ist.

Dennoch geht es mir in dem vorliegenden Buch nicht darum, eingeschworenen Gegnern ein weiteres Schlachtfeld zu eröffnen (obwohl mir durchaus bewusst ist, dass wohl auch dieses Büchlein nicht ungeschoren davon kommen wird), sondern es soll denen eine Hilfestellung bieten, die aufrichtig nach der Wahrheit suchen, die aber durch bestimmte Gemeindetraditionen und anders lautende Lehren verunsichert sind.

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Im Folgenden kommen auch verschiedene bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten zu Wort. Sie alle schätzen das Sprachengebet und den Gebrauch der neuen Zungen nicht aufgrund irgendwelcher Erfahrungen oder Vorlieben, sondern weil sie durch das Studium von Gottes Wort zu der Überzeugung gelangt sind, dass uns hier durch den Heiligen Geist ein wertvolles Werkzeug geschenkt ist. Jeder Einzelne von ihnen lehrt und bezeugt den Segen und den Nutzen der Gabe, sowohl für das eigene geistliche Leben als auch zum Segen für die gesamte Gemeinde und zur Ehre und zum Lobpreis Gottes.

Ich wünsche allen Lesern, dass sie durch die Lektüre dieses Büchleins neu inspiriert werden, Gottes Liebe noch mehr Raum zu geben und alles zu empfangen, was ihnen von Gott geschenkt ist.

Pastor Tony Kerkel
Brothaus Rosenheim

Inhaltsverzeichnis Buch: Beten in neuen Zungen (Tony Kerkel, Pastor im Brothaus Rosenheim)