Ein Bericht von Mike Genung

Ungeliebt und abgelehnt

Im tiefsten Kern seines Herzens glaubt der Sexsüchtige, dass er nur wenig wert ist und nicht angenommen oder geliebt werden kann. Die Scham über sein Handeln verstärkt seine Gefühle von hoffnungsloser Unzulänglichkeit.

Traurigerweise werden wir oft von unseren menschlichen Vätern durch ihre Versäumnisse, unausgesprochene Liebe oder gar Missbrauch gelehrt, dass wir nur wenig wert sind.

James Bryan Smith, Autor des Buches „Rich Mullins, an arrow pointing to heaven“ schreibt: „Wenn die Liebe eines Vaters zurückgehalten wird, kämpft ein Kind mit Problemen, die mit Schüchternheit und Unsicherheit beginnen, bis hin zu einer tief greifenden und lähmenden Scham über seine eigene Existenz.“

Da gibt es etwas, das auf jeden von uns zutrifft: Wir wollen unbedingt geliebt werden. Wir ersehnen es, wir suchen danach, und wenn wir es niemals finden, sterben wir geistlich. Liebe ist unser tiefster Grund für unser Dasein.

Was viele Sexsüchtige nicht sehen, ist, dass sie Lust gebrauchen, um sich selbst von dem Glauben und der Vorstellung zu trösten, dass sie nicht geliebt werden können, wie sie sind.

Diese Lüge, die in der Hölle geboren wurde, muss an der Wahrheit gemessen werden, dass Gott dich liebt, gerade so, wie du bist, egal, was du je getan hast.

Das glaube ich nicht

Eines Morgens im Sommer 1999 las ich im ersten Johannesbrief. Ich war getroffen von all den Versen über die Liebe Gottes. Doch je mehr ich über diese Liebe las, desto schlechter fühlte ich mich. In einem Moment tiefer Traurigkeit platze ich heraus: „Herr, warum fühle ich mich so leer, wenn ich über deine Liebe lese?“ In der ruhigen, zarten Stimme, die ich daraufhin vernahm, hörte ich die Worte: „Weil du es nicht glaubst“. Diese Worte, obwohl es schmerzlich war, sie zu hören, offenbarten die Wahrheit über mein Leben.

Sogar obwohl ich jahrelang über die Gnade Gottes gelesen und gehört hatte, glaubte ich es nicht wirklich. Er hatte vom ersten Tag an gesagt: „Ich liebe dich“ und ich sagte die ganze Zeit durch mein Tun und meine Vorstellungen: „Nein, das tust du nicht“.

Doch an diesem Tag erkannte ich, dass der Herr mich bedingungslos liebt, und im Alter von 36 Jahren wurde mein Herz mit einem Frieden und einer Freude durchflutet, wie ich sie nie zuvor erfahren hatte.

Russell Willingham, der selbst mit Sexsucht kämpfte und jetzt beruflich mit Sexsüchtigen arbeitet, schreibt in seinem Buch „Breaking Free“, dass er nie einen Sexsüchtigen beraten hat, der etwas von der Gnade Gottes verstand. Die bedingungslose Liebe Gottes anzunehmen, ist der größte Kampf für den Sexsüchtigen, denn er ist innerlich darauf programmiert zu glauben, dass er für sein ganzes Leben ein Verlierer sein würde. Doch wenn der Süchtige erst einmal die Wahrheit der bedingungslosen Liebe annimmt und mit seinem Herzen ergreift (nicht nur mit dem Kopf), geschieht eine mächtige und lebensverändernde Transformation. Er wird mit der Liebe und Annahme erfüllt, nach der er sich immer gesehnt hat, von der er aber nie glaubte, dass er sie haben kann.

Darum können Bücher, Beratung und Programme Menschen nicht von zwanghafter Lust befreien (obwohl Gott auch durch diese Dinge arbeitet). Die bedingungslose Liebe, nach der der Sexsüchtige hungert, kann nur im lebendigen Gott selbst gefunden werden „wegen seiner vielen Liebe willen, womit er uns geliebt hat.“ (Eph. 2,4), „dass ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid…, damit ihr imstande seid, …die alle Erkenntnis übersteigende Liebe Christi zu erkennen.“ (Eph. 3,17-19) „Und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt hat.“ (Eph. 5,2)

weiter lesen … Schritte in die Freiheit: Wie komme ich raus? (Teil 2)